Einmal alles anders bitte!
Das Gewohnte aufzugeben, zugunsten von Unbekanntem, Ungewissem, ist in erster Linie unbequem. Aber irgendwann blicken wir hoffentlich zurück und sagen, wir haben es richtig gemacht. Weil wir besser geworden sind. In der Dienstleistung für unsere Kundschaft, aber auch als ArbeitgeberIn für unsere Mitarbeitenden. Den Weg den wir gehen wollen, bezeichnet man wohl als Form der Soziokratie, eine Organisationsform, die Selbstverantwortung und Mitspracherecht im Fokus hat. Weg von hierarchischen Strukturen mit einigen wenigen Alleinentscheidenden, hin zur gemeinsamen Verantwortungskultur.
«gaeCircle» – auf dem Weg zum Kompetenz-Kreislauf
Wir bei gae wollen Zukunft gestalten. Das sagen wir nicht nur auf unserer Website und weil es gut klingt. Sondern weil wir unsere Arbeit genauso verstehen. Um die Bauwerke von heute mit Verantwortung für morgen zu bauen, braucht es Innovationswillen. Die Überzeugung, nicht an Althergebrachtem festzuhalten, wenn es uns nicht weiterbringt. Also lassen wir los und machen uns auf den Weg nach Neu. Wir verabschieden uns von jahrzehntelangen Hierarchien und Prozessen. Im Frühling 2023 haben wir daher angefangen, uns eine neue, dynamische, gesamtheitliche Organisations-struktur zu bauen, die das Beste aus uns rausholt. Die der Gemeinsamkeit unserer im Team erbrachten Leistungen Rechnung trägt:
Unser Know-How ist das Know-How aller und nicht einzelner.
Unsere Erfahrung – die Erfahrung vieler und nicht einzelner.
Unsere Kompetenz – eine Gesamtkompetenz.
Die sogenannte Kreisorganisation löst also das tradierte Verständnis von der Führungskraft am Kopfende des Tisches ab. Statt einer Person zu folgen, bei der alle Fäden zusammenlaufen, und die am Ende «go» or «no» sagt, besinnen wir uns auf unsere Schwarmintelligenz. Auf die Kompetenz derjenigen, die bereits bei uns arbeiten. Und die vollumfänglich in der Lage sind, für ihr Handeln Verantwortung zu übernehmen. Denn sie wissen, was sie tun.
Weil wir aber IngenieurInnen sind, haben wir nicht das Know-How, um ein ganzes Unternehmen umzustrukturieren. Deshalb haben wir uns Hilfe geholt. Mit Swiss Leaders haben wir unsere neue Struktur namens «gaeCircle» entwickelt. Konkret heisst das, jeder der Kreise in unserer Firma hat ein klar formuliertes Aufgaben- und Verantwortungsgebiet. In jedem Kreis werden Rollen definiert, die – für einen bestimmten Zeitraum – übernommen werden. Es gibt keine «Head of’s» mehr, keine ManagerIn, keine Titel. Entscheidungen innerhalb der Kreise werden von den Rollen-InhaberInnen im «Konsent» getroffen. Einwände sind erlaubt, müssen aber gut begründet und von den anderen gutgeheissen werden. So stellen wir sicher, dass bessere Vorschläge eingebracht werden können, aber ein langwieriges Herumdiskutieren und Lähmen von Dynamiken verhindert wird.
So soll sich die Verantwortung weg von Einzelnen hin zu Vielen bewegen, deren Handeln ein gemeinsames Ziel vorantreibt: bestmöglich machbare und tragfähige Lösungen für unsere Kundschaft zu erarbeiten. Bei gleichzeitig optimalem Einsatz unserer Ressourcen als Firma, als Kollektiv. Für die erste Phase der Organisationsentwicklung haben wir in Workshops vier Kreise definiert:
Alle Kreise sind miteinander und nebeneinander agierende Einheiten.
Marktkreise: Mitarbeitende im Marktkreis sind die Schnittstelle zwischen Unternehmen und KundInnen. Sie betreuen laufende Projekte in ihrer Region.
Fachkreise: Die Fachkreise widmen sich den einzelnen Fachbereichen wie Bauphysik, Akustik, Energie, Brandschutz, Schadstoffanalysen oder Nachhaltigkeit und treiben dort innovative Entwicklungen voran.
Servicekreise: In dieser Ebene sind HR, IT, Administration & Marketing aktiv und sorgen für professionelle, interne Dienstleistungen.
Leitungskreis: Der Leitungskreis ist für die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens und der Dienstleistungen in einem sich schnell wandelnden Marktumfeld zuständig.
Verbindlich und verlässlich nach aussen.
Wichtig ist uns, dass unsere Kundschaft nicht unter unserer Neustrukturierung «leiden» muss. Für sie bleibt vorderhand alles wie es war. Mit gewohnten Ansprechpersonen, eingespielten Kommunikationswegen und Prozessen. Dahingehend bleiben wir verbindlich und verlässlich. Die Erwartung der KundInnen aber, immer eine(n) «ChefIn» zu bekommen, werden wir künftig wohl enttäuschen. Denn Chefsein heisst nicht automatisch, der oder die Beste für das Projekt zu sein. Hierarchie ist nicht gleich Kompetenz.
Nach innen bemühen wir uns das zu halten, was wir uns selbst versprochen haben: Vertrauen zu haben in unsere eigene Fähigkeit, im Verbund sinnvoll und zielgerichtet zu agieren. Das geht mit vielen «Trials and Errors» einher und fordert Konfliktkompetenz. Wir lernen gerade, uns ernsthafter vorzubereiten, um nicht die Zeit anderer zu vertrödeln. Um morgen besser unterscheiden zu können, was dringend, was wichtig und was weder noch ist. Wir versuchen, ehrlicher miteinander zu sein, und offen zu sagen, wenn etwas gut läuft oder eben schlecht. Wir lernen, uns dem anderen mitzuteilen, weil wir wissen, dass es immer auch den anderen braucht, um ans Ziel zu kommen.
Verantwortungs- und vertrauensvoll nach innen
Wir übernehmen Verantwortung und fangen bei uns an. Wir entlasten die Einzelnen und verteilen auf vielen Schultern. Vielleicht macht uns das nicht schneller, aber dafür fundierter. Es macht uns aufnahmefähiger für Ideen, es macht uns kreativer in unseren Problemlösungen. Das ist auch im Sinne der Verantwortung als Firma gegenüber unserer Kundschaft. Der wir nichts weniger versprechen, als Zukunft zu gestalten. Auch unsere eigene Zukunft will gestaltet werden. Mit einer Struktur, die Eigenverantwortung, Tatkraft und Kooperation fördert.
Klare Rollen – klare Richtung
Natürlich läuft nicht alles reibungslos, auch das können wir nach einem Jahr Ausprobieren unumwunden eingestehen. Das Unbekannte ist unbequem. Es stellt viele Fragen. Das Finden von Antworten kostet ziemlich viele Nerven. Nicht selten wünscht man sich das Althergebrachte zurück. Einfach weil es vertraut ist. Auch wir als Firma mussten lernen, mit der Frustration der Mitarbeitenden umzugehen. Es ist nicht immer angenehm zu sehen, dass die eigene Begeisterung die anderen nicht wirklich vom Hocker reisst. Wir arbeiten daran, möglichst viele ins Boot zu bekommen. Dazu muss jede und jeder wissen, wohin wir wollen. Dazu müssen auch Rollen klar definiert, Verantwortungsbereiche deklariert und Grenzen gezogen werden.
Unser Weg ist sicher keiner, den alle mitgehen können oder wollen. Wer sich nach traditionellen Rollen mit klarer «bottom-down» Hierarchie sehnt, für den ist gae wahrscheinlich nicht mehr der richtige Ort. Wir glauben nicht an Macht durch Position. Wir glauben an Macht durch Reputation. Und daran, dass wir die Summe gemeinsamer Leistungen und Entscheidungen sind.