Nachhaltiges Einfamilienhaus
Architektur, Nachhaltigkeit und Bauherrschaft als Einheit.
Welchen Mehrwert für ein Gebäude generiert werden kann, wenn Architektur, Nachhaltigkeit und Bauherrschaft dieselben Ziele verfolgen, zeigt das Projekt in Aarau. Von der Idee bis zur Schlüsselübergabe war dieser Dreiklang von zentraler Bedeutung. Im Endergebnis ist die Kombination aus Charm und innovativer Nachhaltigkeit gut zu spüren.
Als Architektin und Eigentümerin hat Annette Berner eine spezielle Verbindung zu diesem Haus. Im Interview erfahren Sie mehr.
Aus meiner Sicht war es sehr wichtig, von Anfang an und als Team mit GAE als Nachhaltigkeitsberater unterwegs zu sein. Wir konnten von den ersten Skizzen und Variantenstudien her die nachhaltigen und in diesem Falle auch technischen Fragen und Aspekte miteinander besprechen und abwägen. Diese ganzheitliche Betrachtungsweise hat auch dazu geführt, dass wir einen Ersatzneubau (es wäre ein Volumen mit 2 – 3 Einheiten möglich gewesen) relativ schnell verworfen haben.
Die Mietpartei hat nicht primär die Nachhaltigkeit genannt als ausschlaggebenden Punkt, aber der Charme des Altbaus kombiniert mit der Grosszügigkeit des Neubaus und die vielen liebevollen Details gepaart mit den modernen und technisch versierten Lösungen hat die Mieter total überzeugt. Schlussendlich haben wir es geschafft mit Lehmputz, Lehmkasein-Boden, Holzdecken in Sicht, Holztäfer an den Wänden, massivem Buchenparkett, Wand- und Bodenheizung bzw. Freecooling und natürlicher Belüftung der Loggia ein sehr ausgleichendes und natürliches Raumklima zu schaffen ohne grosse Technisierung.
Das Grundstück war zwar komplett unternutzt, hatte aber durch den Bestandesbau in der Mitte der Parzelle schon eine gegebene Ordnung. Der hintere und sich anbietende Teil des Grundstücks ist relativ schmal und der neue Fussabdruck durfte die vorgegebene Grünflächenziffer nicht überschreiten. Uns war es wichtig, dass sich der Anbau zurücknimmt und gestalterisch und volumetrisch der Altbau die tragende Rolle übernimmt und behält. Das Flachdach des Anbaus in eine begeh- und benutzbare Terrasse zu verwandeln haben wir lange diskutiert und am Ende unter anderem aus oben genannten Gründen dann nicht realisiert.
Für mich persönlich bedeutet es, der nachfolgenden Generation Bauten zu hinterlassen, die gut erneuerbar, erweiterbar, sanierbar sind oder zur Not auch rückgebaut und recycelt werden können. In diesem Fall soll das Haus von meinem Vater irgendwann ein Haus für unseren Sohn (und seine Familie) werden.
Wichtig ist, sich ein gutes Team aus diversen Fachdisziplinen zusammenzustellen. Die Architektur ist in der prägendsten Rolle, sollte aber von Anfang an mit nachhaltigen, technischen, rechtlichen und ökonomischen Aspekten ergänzt werden. Die Auswahl des Teams und auch die ersten Skizzen und Varianten bedürfen der meisten Zeit. Es soll in der ersten Phase viel ausprobiert, gegenübergestellt und diskutiert werden, um dann die Auswahl einzugrenzen, im Wissen, dass der Entscheid gut überlegt und fundiert ist. Danach können sehr schlanke und effiziente Modelle gewählt werden, je nach Auftrag und Komplexität. Bei einer Sanierung darf nie ausser Acht gelassen werden, dass nicht alles im Voraus geplant werden kann und einiges erst auf der Baustelle gesehen und gelöst wird. Bei einem Anbau (oder einer Sanierung) sollte man sich gut überlegen, ob das Haus in dieser Zeit bewohnt werden kann.
Mit einem motivierten und gut vernetzten Team, welches den Eigentümer bis zum letzten Entscheid tatkräftig und wissensstark unterstützt, ist der wichtigste Baustein am Anfang schon gelegt.